“英国人脱欧并不太糟糕,”前英格兰银行行长,默温·金这么说道,“真正令人担心的是欧元。”
杂志:金勋爵,您认为脱欧是正确的,那么不列颠人能在其中如何受益呢?
默温·金:首先我们的独立又再建立了。十年来,每一个欧盟成员都咬定,欧盟只是一个经济俱乐部,并不会损害国家自身的经济利益。这就十分有趣了,因为真相是,超过一半的英国法律都来自布鲁塞尔。作为政治性的项目的欧盟,它的野心并未与英国分享。我们举移民的例子吧。在2004年的东扩政策之后,英国政府承诺最多能够接收几千移民者,结果却是接收了几百万。脱欧的全民投票正意味着:大多数的英国人并不想被布鲁塞尔规定有多人应该进入他们的国家。
杂志:那么脱欧对英国的经济有哪些好处?
默温·金:原则上来说没什么不好,英国退出关税同盟和欧盟内部市场,然后与欧盟在自由贸易协定方面达成一致。贸易自由对于所有国家来说都极富优点,那我们为何不尽可能地保持这种现状?
杂志:您倡导限制移民者,却想要保持自由贸易?欧盟拒绝这么做。
默温·金:如果欧盟不想用自由贸易协定,那么也可以按照世界贸易组织的规定进行商品交换。这当然是可行的。英国与美国和中国的贸易运作起来也很不错。不过人们不能忽略的是,英国进口的欧盟国家出口商品,价值已经增长到1400亿欧元了。因此对于欧盟来说,英国也是一个十分重要的销售市场,否则百分之十的世界贸易组织规定关税,将产生消极的后果。
杂志:外交部长鲍里斯·乔纳森已经提醒了德国的汽车制造商,当自由贸易失去作用后,他们应当对营业额剧降与大量裁员做好心理准备。但即便价格提升百分之十,想必也不会对英国的梅赛德斯购买者造成影响吧。
默温·金:也许,但您的确不能认定,按照世贸组织的规定进行贸易,将对英国人造成灾难。
杂志:那么在英国从事金融职业的200万人又是如何看待这件事的?
默温·金:脱欧最终不会在金融领域带来什么后果。当流失的岗位达到两万时,就要开始进行欧元的结算,否则流失的岗位数目还会更大。在伦敦平稳发展的大部分企业,与欧盟并没有太多关系,相反是与世界上除了欧盟以外的国家或组织有紧密关系。就这点来说,进入欧盟内部市场的关口是否打开,是无关紧要的。
杂志:那么为什么许多政治家并不愿意这么做(脱欧)?
默温·金:这是因为他们并不理解经济关系。脱欧从一开始就是一个信仰问题。一些人欢呼是新的黄金年代开始了,另一些人则警告将出现持续的衰亡。两边都是错误的。我的预测是,如果政治家们不犯错的话,经济只会出现很小的衰落。
原文
"Der Brexit ist Nebensache"
Der Austritt der Briten aus der EU sei halb so wild, sagt Mervyn King, Ex-Chef der Bank of England. Das wahre Sorgenkind sei der Euro.
Von John F. Jungclaussen
DIE ZEIT: Lord King, Sie halten den Brexit für richtig. Inwiefern nützt er Großbritannien?
Mervyn King: Zunächst wird unsere Souveränität wiederhergestellt sein. Seit Jahrzehnten behaupten Pro-Europäer, die EU sei nur ein Wirtschaftsclub, der die nationale Selbstbestimmung nicht beeinträchtige. Das ist lächerlich, denn in Wahrheit stammen mehr als die Hälfte aller Regeln im britischen Gesetzbuch aus Brüssel. Dabei ist die EU ein politisches Projekt, dessen Ambitionen die Briten nie geteilt haben. Nehmen Sie die Migration. Nach der Osterweiterung 2004 versprach die britische Regierung, dass höchstens ein paar Tausend Migranten kommen würden. Am Ende waren es Millionen. Das Brexit-Referendum zeigt: Die Mehrheit der Briten will sich nicht von Brüssel vorschreiben lassen, wie viele Menschen in ihr Land kommen.
ZEIT: Und welche Vorteile wird der Brexit für die britische Wirtschaft haben?
King: Im Prinzip spricht nichts dagegen, dass Großbritannien aus der Zollunion und dem Binnenmarkt austritt und sich zugleich mit der EU auf ein Freihandelsabkommen einigt. Der freie Handel ist für alle von Vorteil. Warum also nicht den Status quo möglichst erhalten?
ZEIT: Sie wollen die Migration begrenzen, aber den freien Handel behalten? Das lehnt die EU ab.
King: Wenn die EU kein Freihandelsabkommen will, wird der Warenaustausch nach den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) stattfinden. Das ist durchaus machbar. Der Handel mit den USA und China funktioniert ja auch so. Allerdings darf man nicht vergessen, dass britische Importe aus den EU-Ländern die Exporte um 140 Milliarden Euro übersteigen. Für die EU ist Großbritannien also ein wichtiger Absatzmarkt, und die Einführung von WTO-Zolltarifen von zehn Prozent hätte negative Folgen.
ZEIT: Außenminister Boris Johnson hat die deutschen Autobauer schon gewarnt, sie müssten sich auf Umsatzeinbrüche und Massenentlassungen vorbereiten, wenn aus dem Freihandelsabkommen nichts wird. Aber zehn Prozent höhere Preise schrecken britische Mercedes-Käufer kaum ab.
King: Mag sein, aber dann können Sie trotzdem nicht behaupten, dass der Handel nach WTO-Regeln ein Desaster für Großbritannien wäre.
ZEIT: Wie sieht es für die rund zwei Millionen Briten aus, die bei Finanzdienstleistern arbeiten?
King: Am Ende wird der Brexit für den Finanzsektor keine großen Folgen haben. In erster Linie geht es hier um das Euro Clearing, wenn dafür 20 000 Jobs abwandern, wäre das schon viel. Der Großteil der Geschäfte, die am Finanzplatz London abgewickelt werden, betrifft nicht Europa, sondern den Rest der Welt. Insofern ist der Zugang zum Binnenmarkt nicht so entscheidend.
ZEIT: Warum sind viele Politiker nicht so gelassen?
King: Das liegt daran, dass sie die ökonomischen Zusammenhänge nicht verstehen. Der Brexit war von Anfang an eine Glaubensfrage. Die einen bejubeln ihn als Beginn einer goldenen Ära, die anderen warnen vor dem unaufhaltsamen Niedergang. Beides ist falsch. Meine Prognose ist, dass die wirtschaftlichen Folgen gering ausfallen werden, wenn die Politik es nicht vermasselt.